RTL: Am 15. September startet die 19. Staffel von Cobra 11 mit dem Piloten „72 Stunden Angst“ – es wird Semirs persönlichster Fall. Können Sie etwas darüber erzählen?
Atalay: Der Pilot erzählt eine sehr persönliche Geschichte von Semir. Es passiert etwas sehr Ungewöhnliches, weil Semir plötzlich seiner eigenen Tochter gegenübersteht. Er wusste nicht, dass sie sein Kind ist und hat auch nie zuvor etwas von ihr gehört oder gesehen. Gerade als er sie zum ersten Mal sieht, wird sie auch schon entführt. Er setzt natürlich sein Leben aufs Spiel, um sein Kind wiederzufinden und es überhaupt erstmal kennenzulernen. Es passieren auch noch andere, sehr emotionale Dinge in dem Piloten und darum hat er viele ruhigere Momente im Gegensatz zu den anderen. Was nicht heißt, dass wir keine Action fabrizieren, das machen wir ja sowieso. (lacht) Ich mag den Film sehr und bin unheimlich gespannt, wie er ankommt.
RTL: Die Verfolgung führt das Cobra-Team sogar zum ersten Mal bis in die Türkei, Sie haben eine Woche lang in Istanbul gedreht. Wie haben Sie den Dreh dort erlebt?
Atalay: Ich fand’s sensationell! Die Türkei ist ja ein Teil von mir, mein Vater ist Türke und meine Mutter Deutsche. Ich war über 20 Jahre nicht mehr in Istanbul und es war großartig, wieder dort zu sein. Ich werde auf jeden Fall nochmal hinfahren, dessen bin ich mir ganz sicher. Ich hatte einfach zu wenig Zeit, mir parallel was anzugucken. Ich hab wenigstens ein paar Sachen einkaufen können, immer zwischen Proben und Dreh, ganz schnell: Rein, kurz gehandelt, zack-zack, Sachen eingepackt, gedreht. (lacht) Das Programm war sehr voll, denn diese Auslandsdrehs sind immer extrem aufwendig und die Zeit kostbar.

RTL: Gab es auch witzige Anekdoten vom Dreh dort?
Atalay: Da gibt es so viele Geschichten! Wir haben beispielsweise einige Szenen auf einem Basar gedreht. Ramazan, unser Stunt-Koordinator, hat einen Polizisten gespielt. Mit ihm habe ich dann immer ‚ne Show gemacht, er hat mich in den Drehpausen quer über den ganzen Markt abgeführt. Da haben die Leute schon ziemlich komisch geguckt, das war sehr amüsant. Was auch grotesk war: Wir waren mal auf einem Dach und während wir da oben gedreht haben, haben die auf der anderen Seite angefangen, das ganze Gebäude abzureißen. Da dachte ich schon: ‚Na hoffentlich hauen die nicht mal einen Träger weg, der für uns noch notwendig ist.‘
RTL: Werden Sie in der Türkei erkannt?
Atalay: Es haben mich schon einige erkannt, weil Cobra ja auch in der Türkei läuft. Und ja, so kann man einfach viel besser handeln (lacht). Die meisten Leute waren sehr freundlich und herzlich, wenn sie mich erkannt haben.
RTL: Sie sprechen tatsächlich nur wenig türkisch – wie war die Verständigung?
Atalay: Wenig wäre schon zuviel gesagt, ich spreche gar kein türkisch. Wenn ich in meiner Rolle türkisch sprechen muss, lerne ich das dann immer auswendig. Zum Glück habe ich mit der Aussprache keine Probleme, da ich die Melodien der Sprache ganz gut im Ohr habe. Wenn ich in Istanbul angesprochen wurde, war zum Glück immer jemand in der Nähe, der dann übersetzen konnte.
RTL: Oliver Pocher spielt schon zum dritten Mal den Verschwörungstheoretiker Sturmi. Man könnte meinen, er gehört schon zum Inventar…
Atalay: Ja, das haben wir auch schon gesagt! Seine Rolle ist diesmal nicht ganz so umfangreich, aber es ist schön, dass er mitgemacht hat. Weil das schon ein bisschen wie ein ‚Running Gag‘ ist, der sich jetzt durch die letzten drei Piloten gezogen hat. Er macht das toll, Olli ist ja eh ein lieber Kerl. Er kann ja in der Öffentlichkeit manchmal richtig böse sein, aber das ist er eigentlich gar nicht. (lacht) Mit ihm zu arbeiten ist immer ein Riesenspaß!
RTL: Im Piloten stirbt Dietmar Huhn alias Hotte Herzberger den Serientod. Dietmar war fast seit Beginn dabei – wie war der Abschied?
Atalay: Der Dreh war komplett emotional, da mussten wir gar nichts mehr spielen. Dietmar hat die Szene mit seinem Tod einfach so großartig gespielt, dass man auch wieder merkt, was für ein großer Schauspieler er ist. Ich fand die Szene so mitreißend, die hat mich komplett umgehauen. Es ist eine komische Situation, jemanden zu verabschieden, der so lange Zeit dabei war. Das war sehr dramatisch für mich.
RTL: In diesem Jahr feiert „Cobra 11“ 15-jährigen Geburtstag. Was macht für Sie nach so vielen Jahren noch den Reiz der Serie aus?
Atalay: Für mich absolut die Entwicklung, die Cobra selbst gemacht hat. Über den Erfolg kann man sich immer freuen, das ist auch unheimlich toll, ändert aber nichts am nächsten Drehtag. Nach dem Drehtag ist vor dem Drehtag und wir versuchen, nie zu stagnieren und probieren immer wieder neue Sachen aus. Daher freu ich mich auch immer wieder auf die Drehbücher und wenn wir es wieder schaffen, die Bösen nicht nur als die Bösen zu zeigen, sondern sie auch noch einen Hintergrund haben. All das ist ja die Entwicklung, die uns auch immer wieder nach vorne treibt.
RTL: Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre Cobra? Gaststars? Autos? Stunts?
Atalay: Es gibt ein paar Stunts, die ich in der Zukunft gerne einbauen wollen würde. Ich sehe immer wieder in Filmen Stunts, von denen ich sage: „Wow, die sind wirklich richtig cool!“ Natürlich wünscht man sich, dass der Erfolg bleibt und dass die Zuschauer auch weiterhin so einen Spaß an der Serie haben. Drehen würde ich unheimlich gerne einmal mit Sir Michael Caine, den finde ich großartig. Ich habe fast alle seine Filme gesehen und auch sein Buch für Filmschauspieler war wirklich toll. Die Klitschko-Brüder bei Cobra fänd ich aber auch mal klasse. Die Klitschkos würde ich gerne mal festnehmen (lacht). Das ist bestimmt ein witziges Bild, weil die beiden wirklich unglaublich groß sind. Ansonsten gibt es auch viele deutsche Schauspieler, Götz George zum Beispiel, mit dem ich gerne mal drehen würde.
RTL: Wie sehen Sie Semir in 15 Jahren? Was würden Sie sich für ihn in den nächsten Jahren wünschen?
Atalay: In 15 Jahren? Oh Gott. Dann bin ich ja 60! Ob Semir das aushält? Gott allein weiß das. (lacht) Aber er wird natürlich wider Willen – wie jeder von uns – älter werden, das kann ich versprechen. Und demnach, vielleicht wird er ruhiger? Ne, ruhiger kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Er wird so bleiben, wie er ist, denke ich. Er hat ja drei Kinder und natürlich wäre schön zu sehen, wie es mit denen weitergeht, wie er einen Crash nach dem anderen wegsteckt und abends an der Pubertät seiner eigenen Töchter verzweifelt. (lacht) Da gibt’s natürlich für die nächsten Jahre noch unheimlich viel Potential.
s dovolením si sem dávám český překlad – je to odkaz – http://erdogan-atalay.blog.cz/1109/rozhovor-erod-an-atalay-v-nove-sezone
zdroj: cobra11-fanpage.de